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Barkow Leibinger

B:HUB Berlin

© Iwan Baan
© Iwan Baan
Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Büro und Verwaltung
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Keramik, Glas
Wie ein architektonischer Schutzwall schirmt das fast 300 Meter lange, mit DGNB-Goldstandard zertifizierte Bürogebäude „B:HUB“ seine Nachbarn an der Rummelsburger Bucht im Osten Berlins gegen den lauten Zugverkehr ab. Die rhythmische Faltung des Baukörpers und eine weiß schimmernde Fassade aus plastisch geformten Terrakotta-Elementen nehmen dem Riegel die Länge und überspielen das große Volumen mit über 60.000 Quadratmetern BGF.
Das lange und schmale Grundstück des B:HUB ist ein Beispiel für die Nachverdichtung und Aufwertung schwieriger Standorte in der Nähe von Infrastrukturen wie Bahnlinien oder Autobahnen. An vergleichbar verkehrsbelasteten Stellen wurden in den 1970er Jahren im ehemaligen West-Berlin zum Beispiel auch der Wohnkomplex Schlangenbader Straße oder das ICC als Megastrukturen errichtet, um Raum für dringend benötigte Nutzungen im beengten Stadtgebiet zu schaffen. So erstreckt sich auch das B:HUB inmitten der dynamischen Entwicklung rund um das Berliner Ostkreuz parallel zum sechs Meter hohen, stark befahrenen Bahndamm, auf dem neben der S-Bahn unter anderem auch die Expresszüge zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und dem Flughafen BER verkehren. Dabei leistet der an seiner höchsten Stelle ca. 43 Meter hohe Neubau seiner sich neu formierenden Nachbarschaft auf der Stralauer Halbinsel vor allem dadurch wertvolle Dienste, indem er sie gegen den Lärm der Hochbahn abschirmt.
Um das große Volumen aufzulösen, ist dieses in seinem Verlauf mehrfach leicht abgeknickt. So behält der 300 Meter lange Riegel eine lesbare Maßstäblichkeit und räumliche Spannung. Aus den Vor- und Rücksprüngen bilden sich – ähnlich wie bei den benachbarten Wohngebäuden – Balkone und Loggien heraus. Eine weitere Artikulation erfährt das Haus durch einen zum Wasser orientierten Kopfbau. Mit ihm steigt die Höhe von sechs auf zehn Geschosse an, jeweils inklusive Staffelgeschoss. Eine öffentlich zugängliche Freitreppe im Bereich des Kopfbaus knüpft eine direkte Verbindung zwischen Bucht und Gebäude. Für die weitere Einbindung des B:HUB in seine Umgebung sorgen die vom Berliner Büro Topotek 1 gestalteten Außenanlagen. Über dem Tiefgeschoss und dem angehobenen Erdgeschoss liegt vor dem 1. OG eine großzügige Sockelfläche, die zu einer sanften Hügellandschaft mit Ginkgo-Bäumen, Gräsern und Stauden modelliert ist. Die Dachflächen sind extensiv begrünt, die Regenwasserrückhaltung wird durch großflächige Rigolen rund um das Gebäude gewährleistet.
Neben einem Supermarkt, der einen wichtigen Beitrag zur Nahversorgung leistet, nimmt das B:HUB in erster Linie Büroflächen für zwei Großmieter auf, den „Digital Campus“ der Deutschen Bahn und eine Bundesbehörde. Grundsätzlich sind die Bürowelten als zu beiden Seiten hin offene und entsprechend flexible Spangen mit zentralen Kernen angelegt. Die Büroebenen erhalten ihren Loftcharakter durch die Raumtiefe von ca. 20m sowie die bis zu 3,70m hohen Decken mit sichtbar geführten Installationen und Heiz-/Kühlsegeln mit integrierter Lüftung. Außer der natürlichen Belüftung trägt zur Qualität der Arbeitsplätze auch in Post-Corona-Zeiten bei, dass alle Mietflächen über einen direkten Zutritt zu den Loggien, Balkonen oder Terrassen verfügen, die für informelles Arbeiten genutzt werden können. Beide Großmieter teilen sich eine zentral gelegene, von zwei Seiten zugängliche Kantine, in der Sichtbeton, ein fugenlos gegossener, hellgrauer Boden und hochglänzende grüne Fliesen das Bild bestimmen.
Über die Faltungen im Volumen hinaus hat auch die Plastizität der Fassade Anteil daran, dass das B:HUB trotz seiner Größe differenziert und maßstäblich in den Stadtraum hineinwirken kann. Die äußere Hülle ist als räumliche Schicht ausgebildet: Vertikale Lisenen, horizontale Simse und Balkone gliedern die Fassaden. Außerdem werden die langen Ansichten durch den Wechsel zweier Fassadentypen aufgelockert, die sich in ihrer räumlichen Tiefe, durch unterschiedliche Lisenen und eine Halbierung der Fensterachsen unterscheiden. Die Lisenen sind mit weißen, kannelierten Keramik-Elementen verkleidet, die Gesimsbänder aus Sichtbetonfertigteilen hergestellt. Auf Keramik als Fassadenmaterial fiel die Wahl sowohl mit Blick auf historische Referenzen (etwa das Wainwright Building in St. Louis von Louis H. Sullivan oder Hans Poelzigs Haus des Rundfunks in Berlin) als auch auf die zeitlos aktuellen Möglichkeiten dieses natürlichen und zu 100 Prozent recyclingfähigen Werkstoffs.