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BEHF Architects

Zwi Perez Chajes Synagoge

Karoline Mayer
Karoline Mayer
Ort
Wien
Gebäudekategorie
Kirchen, Klöster, Moscheen, Synagogen
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2009
Material Fassade
Holz
Architektenpreis
Das Projekt wurde mit dem German Design Award 2018 und dem American Architecture Prize Bronze Winner 2016 ausgezeichnet.
Das Projekt umfasst die architektonische sowie technische und organisatorische Planung der ZWI PEREZ CHAJES Synagoge in einem bestehenden Rohbau im neuen Zentrum der Jüdischen Gemeinde Wiens. Die Synagoge wird sowohl von den Schülern der Zwi Perez Chajes Schule als auch den Bewohnern des Altenheims Maimonides genutzt. Sie dient nicht nur zu festlichen oder religiösen Anlässen, sondern unterstützt den Lebensunterhalt des Gemeindezentrums in seinen vielfältigen Bedürfnissen.

Eine Galerie aus glattem Sichtbeton reicht weit in das Rauminnere hinein. Drei außerordentlich große Fenster in Richtung Osten, die den Blick auf die naheliegende U-Bahn-Linie, die Tangente und die Kleingartensiedlung des Praters freigeben, dominieren den bestehenden rohen Raum.
Die aufgehende Sonne strahlt in den Raum. Um sich vor der blendenden Sonne zu schützen und Einblicke der vorbeifahrenden U-Bahn zu filtern, können die großen Fenster nach Süden geschlossen oder zur Aussicht geöffnet werden. Der im Osten der Synagoge aufgestellte Thoraschrein ist fester Bestandteil des Raumgefüges. Die Synagoge strahlt Wärme und Geborgenheit – eine gewisse „Berührbarkeit“ – aus, ohne dabei eine gediegene oder ernsthaft-feierliche Atmosphäre zu schaffen. Die innenliegenden Fensterläden, die sich um den ganzen Raum wickeln, unterstreichen diesen Gedanken.
Die Synagoge ist weder streng noch einheitlich, sondern dynamisch und lebendig. Durch Schlitze und Klappen erlaubt sie die Wahrnehmung der unterschiedlichen Hintergründe, Fensteröffnungen und Sichtbetonstrukturen.

Die Rückseite der Eichenholzverkleidungen ist vergoldet und wird von außen als besonderer „glänzender“ Raum wahrgenommen. Im Inneren reflektieren und funkeln Lichter und Schatten der unregelmäßig verteilten sowie öffen- und schließbaren Klappen der Holzelemente. Ähnlich einer Bibliothekseinrichtung ermöglicht eine Leiter den Aufstieg und Zugriff zu den höher gelegenen Holzelementen, damit diese bewegt werden können. Der Thoraschrein ist formaler und gestalterischer Bestandteil der Wandverkleidung und der Fensterläden. Der Boden ist in einem tiefbraunen Naturstein gehalten. Durch die gefaltete Decke aus Putz und ihren Unterbrechungen werden die akustischen Verhältnisse der Synagoge optimiert. In ihr sind blaues und goldenes Licht eingelassen, das eine warme und klare Beleuchtung des Raums gestattet.
Die aus dunklen Faserplatten und Alcantara-Polster bestehenden Bimah- und Sitzmöbel – gefertigt in einem Kibbuz in Galiläa - spiegeln den architektonischen Entwurfsgedanken wider, mit sehr einfachem aber anspruchsvollem Materialumgang in klarer und moderner Sprache eine Synagoge der Gegenwart einzurichten.