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hirner & riehl architekten

Haus Buchenried, Münchener Volkshochschule

Foto: Thomas Zwillinger, München
Foto: Thomas Zwillinger, München
Weder Stadt noch Land -„Das Rohe und das Gekochte“

Ganz zu Beginn unserer Entwurfsarbeit fragten wir, was hier den „genius loci“ ausmache. Die Antwort war: Weder „Stadt“ noch „Land“ machen den Ort aus. Es gibt beides – eigenartig unvermischt nebeneinander. Wollte man hierauf architektonisch Bezug nehmen, so heißt dies, weder „städtisch“ noch „ländlich“ zu bauen. Die Arbeitsthese ins Positive gewendet bedeutet wiederum diese vorgefundene Differenz selbst erfahrbar werden zu lassen.

Unsere Bezüge fanden wir dann einerseits in der Einfachheit der Bootshäuser und in der elementaren Schlichtheit der Stege- und Ufergestaltung des Ostufers. Andererseits bestimmen „artifizielle“ Bauten der „Sommerfrische“ des ausgehenden 19. Jahrhunderts den Ort.

Diese Spannung „artifiziell – elementar“ haben wir in die Baugestalt übersetzt: Da ist z.B. im Äußeren die Holzschindelfassade, eine Reminiszenz an die Seevillen des 19.Jahrhunderts in der Umgebung aber auch an manche Bootshäuser. Wir haben gestockte Betonoberflächen im Übergang zur Landschaft bauen lassen, die Bezug nehmen auf ortstypisches Tuffgestein – verwendet in Gebäudesockeln
oder dem Mausoleum – erbaut von Theodor Fischer - oberhalb des bestehenden Haus Buchenried.

In den Fluren und in der Halle liegt ein Boden aus polygonal verlegtem Jurakalkstein, so wie er aus dem Steinbruch geholt wird. Elementar auch die Sichtbetonoberflächen, welche die Spuren des Bauens zeigen und lebendige sinnlich erfahrbare Oberflächen bilden.

In den Räumen (Gästezimmer, Seminarräume) wendet es sich ins artifizielle: Hier dominiert Lärchenholz. Dieses warme etwas „rustikale“ Material haben wir „fein“ und „modern“ verarbeiten lassen – in den horizontalen Furnieren der Eingangstüren und der Wandtäfelung fast ornamental.


Einfach bauen - Gebot der Stunde

Reizunterschwellig zu bauen finden wir nicht nur schön, sondern halten dies auch für ein Gebot der Stunde. Dahinter steht die Absicht in einer formal überinstrumentierten Welt sinnliche Ruhe einkehren zu lassen. Bauten können dies in besonderer Weise leisten, da Architektur – ganz anachronistisch - reale Materialität gerade zum Thema hat.

Wir haben uns für den Einsatz einer reduzierten Materialpalette entschieden – letztlich sind es die Materialien Holz – Beton – Stein – und Glas. Diese Materialien nicht nur zu nutzen, sondern in Ihrer Materialität zu zeigen und zu kombinieren ist unsere Absicht. Insgesamt entsteht so ein haptisch- sinnlicher Raum dessen Stimmung Schlichtheit und Ruhe ist.


Bildung – Bauen

Wir sahen unsere Aufgabe darin Raum zu geben – d.h. hier den angemessenen Rahmen für Bildung und Wohnen zu schaffen. Klarheit und Reduktion erschien uns als die adäquate Antwort: Gebäude und Raum drängen sich nicht auf und wollen solange im Hintergrund bleiben bis man sie eigens wahrnehmen will. Genau da gibt es jedoch eine Hintergründigkeit, welche durchaus beabsichtigt ist: Mag man sich nämlich mit dem Gebäude beschäftigen, kann es einiges über sich und Architektur zeigen. Indem es die grundlegenden Mittel der Architektur thematisiert übernimmt das Gebäude selbst einen „Bildungsauftrag“.


Bauen für den Ort – die konkreten Ziele

Wir haben uns für ein Ensemble aus 3 neuen Baukörpern entschieden um die Baumasse zu gliedern und so an die Körnung der Umgebung anzupassen. Haus Buchenried bleibt die Mitte der Anlage. Das untere Gästehaus ist so auf dem Grundstück positioniert, dass der Blick auf das Hackländerhaus nicht verstellt wird.

In zweifacher Weise haben wir den Hang als Chance begriffen. Zum einen konnten wir das sichtbare Volumen reduzieren indem wir die neuen Gebäude hangseitig zweigeschossig eingruben. Die neuen Baukörper zeigen sich also eher als Terrassen in der Landschaft denn als klassische Baukörper. Der zusätzliche Gewinn für die Gäste ist die Nutzbarkeit dieser Terrassen in der warmen Jahreszeit.

Der Bezug der neuen Gebäude zum See und den Ausblicken die dieser bietet war entwurfsbestimmend. Wir haben alle Gästezimmer und Seminarräume deshalb zum See hin orientiert. Die diversen Terrassen geben unterschiedliche Blicke auf See und Landschaft frei und in den Übergängen zwischen bestehendem Haus Buchenried und den neuen Häusern ergeben sich immer wieder Blickbeziehungen zur Landschaft.