REINER MARIA LÖNEKE ARCHITEKTEN
KINDERTAGESSTÄTTE FRIEBERG
Bauherr: Sallier
Fertigstellung: 2013
Baukosten: 1.900.000 Euro
BGF: 1.673 m2
NF: 1.437m2
Pädagogische Fläche: 444 m2
Kinderanzahl: 144
Krippe: 40
Elementar: 104
Grundstücksfläche: 3.715 m2
Bruttorauminhalt: 519,22 m3
Träger: Stiftung Kindergärten Finkenau
Gefördert durch die Freie Hansestadt Hamburg
Bau unter Bäumen
Der Neubau für zwei Krippengruppen und drei Elementargruppen für insgesamt 144 Kinder befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Schön-Kliniken. Der dreigeschossige dunkle Klinkerbau hat ein Staffelgeschoss fu¨r die Verwaltung und ist zur Straßenseite zweigeschossig.
Da das Gelände einen üppigen Bestand von alten Bäumen
aufweist, war es unser Ziel, den Neubau in den Baumbestand zu integrieren. Wenn Kinder aus dem Fenster schauen, sind sie dicht an der Natur, was ein wenig die Atmosphäre eines Waldkindergartens vermittelt.
Gleichzeitig wurde mit dem Bau nicht versucht, die Natur
nachzuahmen. Vielmehr soll seine klare massive moderne
Ästhetik gerade einen Gegenpol zu der wildüppigen Natur
bilden. Die Gruppenräume sind an den Eckpunkten großzügig verglast, um den Kontrast zwischen Innen und Außen für die Kinder erlebbar zu machen.
Schlicht und elegant
Der Baukörper weist feine kleine Details auf:
So verlaufen die Fallrohre fassadenbündig und werden die Fenster von kleinen Versätzen im Klinkerverband gefasst. Weiterhin gibt es im Eingangsbereich einen Rücksprung in der Fassade oder einen Einschnitt der Attika zum Staffelgeschoss.
Ebenso wie der Außenbau eher schlicht und funktional gehalten ist, setzt sich das Konzept im Inneren fort. So sind die Raumwände im Wesentlichen weiß, damit die Kinder nicht durch Sinneseindru¨cke und Projektionen abgelenkt werden. Die Architektur soll nichts vorgeben, sondern Freiräume fu¨r Kreativität schaffen. Nur einzelne Flächen der Räume wurden farblich akzentuiert, um jedem Raum
eine eigene Identität zu geben.
Bereits im Eingangsbereich wird mit ausgesuchter Hochkantlamelle fu¨r den Bodenbereich und der zum Flur hin teilweise kompletten Verglasung fu¨r eine weite, helle und freundliche Atmosphäre gesorgt. Es ist der Ort von Willkommen und Abschied, der fu¨r die Kinder schöne Momente der Begegnung bieten soll. In den Garderoben können die Kinder selbst mit Aufstieghilfen Fahrradhelme,
Mäntel und Mu¨tzen ablegen.
Eroberung der realen Welt
Neurobiologische Untersuchungen zeigen, dass der Anreiz, die reale Welt zu erobern, deutlich mehr neuronale Vernetzungen im Gehirn bildet als beispielsweise das Spiel mit einem Mobile oder Puppenhaus. Es ist daher unser Ansatz, möglichst viele Freiräume zu schaffen, damit das Kind seine eigene Kreativität spielerisch entdecken kann. Entstanden sind dabei Lernlandschaften, in denen Kreativität ausgelebt werden kann und es gleichzeitig auch Rückzugsmöglichkeiten gibt.
Auf Spiel- und Krabbelpodesten können Kinder auf verschiedenen Ebenen den Raum und sich selbst wahrnehmen und entdecken. Die Podeste weisen aber auch Nischen auf, um zu schlafen oder sich mit sich selber zu beschäftigen. Solche Ruheinseln sind wichtig fu¨r Kinder, um Erlebnisse zu verarbeiten und sich auch aus eigenen Stu¨cken zuru¨ckziehen zu können, wenn sie das Bedu¨rfnis dazu haben.
Lernen mit allen Sinnen
Für die Krippenkinder gibt es eine Krabbellandschaft mit einer Rampe, die über verschiedene Podeste und Krabbelbrücken verläuft. Eine Hochebene mit Gucklöchern lässt die Kinder die dritte Dimension des Raumes erfahren und spielerisch körperlich miteinander in Kontakt treten. Teile des Bodens der Hochebene sind aus Glas, um vertikale Sichtbeziehungen zwischen den Kindern zu ermöglichen. Sie bekommen durch diesen Perspektivwechsel einen Überblick über das Geschehen im Raum.
In quadratische Boxen auf Rollen, in die die Krippenkinder hineinkrabbeln können, sollen unterschiedliche Sinne angeregt und entwickelt werden. Eine Sinnesbox ist verspiegelt, so dass sich das Kind selbst entdecken kann, was neurobiologisch ein wichtiger Lernprozess ist. In anderen Boxen sind die Innenräume mit unterschiedlichen Oberflächen wie Fell, Holz, Stahl oder Stein ausgestattet. Es sollen so die taktilen Fähigkeiten geschult und gleichzeitig durch die verschiedenen Gerüche der Materialien auch der Geruchssinn animiert werden. Eine Box lässt über Lautsprecher Laute aus der Natur (Donner, Regen, Wind) oder dem Tierreich (Vögel, Walsgesänge) erklingen.
Alle Räume sind mit Fußbodenheizung ausgestattet. Die Kinder können somit auch barfuss laufen, was die Körperwahrnehmung und die Beziehung zum eigenen Körper stärkt. Dimmbare Beleuchtung schafft je nach Anlass eine unterschiedliche Stimmung. In den Fluren gibt es für die Kinder auf Augenhöhe gehängte beleuchtete Präsentationsregale. Sie sollen die Arbeit der Kinder wertschätzen und auch zu einer gegenseitigen Würdigung beitragen.
Lernen über Bewegung
Neurobiologische Untersuchungen zeigen, wie wichtig es ist, dass man gerade in den ersten Jahren viel über Bewegung und im Kontakt zum eigenen Körper lernt und so auch
ein Selbstverständnis für sich und die Umwelt entwickelt.
Neben der Bewegung in den Innenräumen lädt gerade der große baumreiche Außenbereich mit Findlingen, Kletterstämmen, Matschecken, Buddellöchern, Erdhügeln einer Feuerstelle zum kreativen Spiel in der Natur ein. Das Unterholz motiviert zum Bau von Höhlen, Baumhäusern oder Laubhütten. Die Kinder können sich leibbezogen in der Natur ausprobieren und von ihr lernen.
Umgang mit der Natur
Um den Kindern einen bewussten Umgang mit der Natur nahe zu bringen, wurde im gesamten Bau die Verwendung von Kunststoff vermieden und Naturmaterialien verwendet. Elemente der Natur wie Findlinge und Baumstämme sind auch in die Innenräume integriert. Große teilweise bodentiefe Fenster stellen auch im Innenbereich einen unmittelbaren Kontakt zur Natur her. Die Böden sind vorwiegend aus Holz, manchmal aus Linoleum, die Fensterbänke aus Stein oder Holz, Fenster aus Stahl oder Holz und sämtliche Möbel aus Brettschichtholz.
Die Verwendung von Naturmaterialien soll bei den Kindern auch eine Querverschaltung zu dem, was sie in der Natur finden, herstellen. Man kann einem Kind schwer klarmachen, dass es in den Wald keine Plastikflasche werfen soll, wenn es überall von Plastik umgeben ist. So lassen sich bereits in der Kita Themen wie Ressourcen und Umwelt besprechen und durch den Vorbildcharakter der Räume eine Glaubhaftigkeit erzeugen.
Fertigstellung: 2013
Baukosten: 1.900.000 Euro
BGF: 1.673 m2
NF: 1.437m2
Pädagogische Fläche: 444 m2
Kinderanzahl: 144
Krippe: 40
Elementar: 104
Grundstücksfläche: 3.715 m2
Bruttorauminhalt: 519,22 m3
Träger: Stiftung Kindergärten Finkenau
Gefördert durch die Freie Hansestadt Hamburg
Bau unter Bäumen
Der Neubau für zwei Krippengruppen und drei Elementargruppen für insgesamt 144 Kinder befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Schön-Kliniken. Der dreigeschossige dunkle Klinkerbau hat ein Staffelgeschoss fu¨r die Verwaltung und ist zur Straßenseite zweigeschossig.
Da das Gelände einen üppigen Bestand von alten Bäumen
aufweist, war es unser Ziel, den Neubau in den Baumbestand zu integrieren. Wenn Kinder aus dem Fenster schauen, sind sie dicht an der Natur, was ein wenig die Atmosphäre eines Waldkindergartens vermittelt.
Gleichzeitig wurde mit dem Bau nicht versucht, die Natur
nachzuahmen. Vielmehr soll seine klare massive moderne
Ästhetik gerade einen Gegenpol zu der wildüppigen Natur
bilden. Die Gruppenräume sind an den Eckpunkten großzügig verglast, um den Kontrast zwischen Innen und Außen für die Kinder erlebbar zu machen.
Schlicht und elegant
Der Baukörper weist feine kleine Details auf:
So verlaufen die Fallrohre fassadenbündig und werden die Fenster von kleinen Versätzen im Klinkerverband gefasst. Weiterhin gibt es im Eingangsbereich einen Rücksprung in der Fassade oder einen Einschnitt der Attika zum Staffelgeschoss.
Ebenso wie der Außenbau eher schlicht und funktional gehalten ist, setzt sich das Konzept im Inneren fort. So sind die Raumwände im Wesentlichen weiß, damit die Kinder nicht durch Sinneseindru¨cke und Projektionen abgelenkt werden. Die Architektur soll nichts vorgeben, sondern Freiräume fu¨r Kreativität schaffen. Nur einzelne Flächen der Räume wurden farblich akzentuiert, um jedem Raum
eine eigene Identität zu geben.
Bereits im Eingangsbereich wird mit ausgesuchter Hochkantlamelle fu¨r den Bodenbereich und der zum Flur hin teilweise kompletten Verglasung fu¨r eine weite, helle und freundliche Atmosphäre gesorgt. Es ist der Ort von Willkommen und Abschied, der fu¨r die Kinder schöne Momente der Begegnung bieten soll. In den Garderoben können die Kinder selbst mit Aufstieghilfen Fahrradhelme,
Mäntel und Mu¨tzen ablegen.
Eroberung der realen Welt
Neurobiologische Untersuchungen zeigen, dass der Anreiz, die reale Welt zu erobern, deutlich mehr neuronale Vernetzungen im Gehirn bildet als beispielsweise das Spiel mit einem Mobile oder Puppenhaus. Es ist daher unser Ansatz, möglichst viele Freiräume zu schaffen, damit das Kind seine eigene Kreativität spielerisch entdecken kann. Entstanden sind dabei Lernlandschaften, in denen Kreativität ausgelebt werden kann und es gleichzeitig auch Rückzugsmöglichkeiten gibt.
Auf Spiel- und Krabbelpodesten können Kinder auf verschiedenen Ebenen den Raum und sich selbst wahrnehmen und entdecken. Die Podeste weisen aber auch Nischen auf, um zu schlafen oder sich mit sich selber zu beschäftigen. Solche Ruheinseln sind wichtig fu¨r Kinder, um Erlebnisse zu verarbeiten und sich auch aus eigenen Stu¨cken zuru¨ckziehen zu können, wenn sie das Bedu¨rfnis dazu haben.
Lernen mit allen Sinnen
Für die Krippenkinder gibt es eine Krabbellandschaft mit einer Rampe, die über verschiedene Podeste und Krabbelbrücken verläuft. Eine Hochebene mit Gucklöchern lässt die Kinder die dritte Dimension des Raumes erfahren und spielerisch körperlich miteinander in Kontakt treten. Teile des Bodens der Hochebene sind aus Glas, um vertikale Sichtbeziehungen zwischen den Kindern zu ermöglichen. Sie bekommen durch diesen Perspektivwechsel einen Überblick über das Geschehen im Raum.
In quadratische Boxen auf Rollen, in die die Krippenkinder hineinkrabbeln können, sollen unterschiedliche Sinne angeregt und entwickelt werden. Eine Sinnesbox ist verspiegelt, so dass sich das Kind selbst entdecken kann, was neurobiologisch ein wichtiger Lernprozess ist. In anderen Boxen sind die Innenräume mit unterschiedlichen Oberflächen wie Fell, Holz, Stahl oder Stein ausgestattet. Es sollen so die taktilen Fähigkeiten geschult und gleichzeitig durch die verschiedenen Gerüche der Materialien auch der Geruchssinn animiert werden. Eine Box lässt über Lautsprecher Laute aus der Natur (Donner, Regen, Wind) oder dem Tierreich (Vögel, Walsgesänge) erklingen.
Alle Räume sind mit Fußbodenheizung ausgestattet. Die Kinder können somit auch barfuss laufen, was die Körperwahrnehmung und die Beziehung zum eigenen Körper stärkt. Dimmbare Beleuchtung schafft je nach Anlass eine unterschiedliche Stimmung. In den Fluren gibt es für die Kinder auf Augenhöhe gehängte beleuchtete Präsentationsregale. Sie sollen die Arbeit der Kinder wertschätzen und auch zu einer gegenseitigen Würdigung beitragen.
Lernen über Bewegung
Neurobiologische Untersuchungen zeigen, wie wichtig es ist, dass man gerade in den ersten Jahren viel über Bewegung und im Kontakt zum eigenen Körper lernt und so auch
ein Selbstverständnis für sich und die Umwelt entwickelt.
Neben der Bewegung in den Innenräumen lädt gerade der große baumreiche Außenbereich mit Findlingen, Kletterstämmen, Matschecken, Buddellöchern, Erdhügeln einer Feuerstelle zum kreativen Spiel in der Natur ein. Das Unterholz motiviert zum Bau von Höhlen, Baumhäusern oder Laubhütten. Die Kinder können sich leibbezogen in der Natur ausprobieren und von ihr lernen.
Umgang mit der Natur
Um den Kindern einen bewussten Umgang mit der Natur nahe zu bringen, wurde im gesamten Bau die Verwendung von Kunststoff vermieden und Naturmaterialien verwendet. Elemente der Natur wie Findlinge und Baumstämme sind auch in die Innenräume integriert. Große teilweise bodentiefe Fenster stellen auch im Innenbereich einen unmittelbaren Kontakt zur Natur her. Die Böden sind vorwiegend aus Holz, manchmal aus Linoleum, die Fensterbänke aus Stein oder Holz, Fenster aus Stahl oder Holz und sämtliche Möbel aus Brettschichtholz.
Die Verwendung von Naturmaterialien soll bei den Kindern auch eine Querverschaltung zu dem, was sie in der Natur finden, herstellen. Man kann einem Kind schwer klarmachen, dass es in den Wald keine Plastikflasche werfen soll, wenn es überall von Plastik umgeben ist. So lassen sich bereits in der Kita Themen wie Ressourcen und Umwelt besprechen und durch den Vorbildcharakter der Räume eine Glaubhaftigkeit erzeugen.