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wörner traxler richter

Haus der Bayerischen Geschichte | Museum

Ein Haus der Zukunft für die Geschichte der Gegenwart
© wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh, Foto: Frank Blümler
© wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh, Foto: Frank Blümler
Ort
Regensburg
Gebäudekategorie
Museen, Galerien
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Beton
Neubau für das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg


Knapp vier Jahre nach Baubeginn auf dem Regensburger Donaumarkt wird das neue Museum am 4. Juni 2019 feierlich eröffnet. Mehr als 88 Millionen Euro investierte der Freistaat Bayern für die Neubaumaßnahme Museum und Bavariathek unter Leitung des Staatlichen Bauamtes Regensburg an der Donau.

Die alte Dom- und junge Universitätsstadt Regensburg mit reichem historischem Erbe hatte sich 2011 in einem bayernweiten Bewerbungsverfahren mit dem attraktiven Standort direkt am Donauufer durchgesetzt. Die Nähe zum Dom und die Lage am Rande der Regensburger Altstadt, seit 2006 auch UNESCO-Weltkulturerbe, forderte von den mehr als 250 Teilnehmern im weltweiten offenen Architektenwettbewerb eine differenzierte Antwort auf den städtebaulichen Kontext rund um den Donaumarkt. Überzeugt hatten hier 2013 die Architekten Wörner Traxler Richter aus Frankfurt am Main mit ihrem Konzept: Zwei Baukörper, Museum und Bavaria-thek, arrondieren die bestehende Bebauung, führen die benachbarte Trunzer- und Klostermeyergasse fort bis zur neugestalteten Promenade und schaffen einen neuen Stadtplatz direkt an der breiten Freitreppe zur Donau. Mit ihren mehrfach gefalteten Dächern fügen sich die beiden Baukörper Museum und Bavariathek in die lebhafte Silhouette der Regensburger Altstadt ein.

Museum – Ausstellungsflächen mit modernster Technik
Insgesamt fast 3.000 Quadratmeter Keramikfassade bekleiden das neue Museumsgebäude in Hybridbauweise aus Stahlbeton und Stahl. Die vertikal strukturierte Außenhaut des Museums antwortet dabei in ihrer Farbigkeit auf den gelb-grauen Naturstein der neugestalteten Freiflächen antwortet.
In seiner inneren Struktur nimmt das Museumsgebäude Bezug auf das historische Stadtgefüge und zeichnet den ehemaligen Hunnenplatz als Foyer und die historische Eschergasse nach. Eine rund 700 Quadratmeter große Stahl-Glas-Konstruktion überspannt in 17 Meter Höhe Foyer und Gasse als neuen Verbindungen zwischen Altstadt und Donau. Der große Schauraum mit 360-Grad-Panorama, der große teilbare Donausaal für Sonderausstellungen und Veranstaltungen, Museumsladen und Wirtshaus sind weitere Anlaufpunkte für im Erdgeschoss, von dem aus eine Rolltreppe die Besucher in die große Dauerausstellungsfläche direkt unter dem gefalteten Dach führt.

Knapp 2.500 Quadratmeter mit bis zu elf Metern Raumhöhe bieten viel Platz für die Dauerausstellung, die die Geschichte Bayerns vom 19. Jahrhundert bis heute er-zählt. Unter dem Leitfaden „Wie Bayern Freistaat wurde und was ihn so besonders macht“ versammeln die Ausstellungsmacher vom Haus der Bayerischen Ge-schichte über 1.000 historische Exponate, darunter auch viele persönliche Erinne-rungsstücke, die Bayern als Leihgaben zur Verfügung gestellt haben, präsentiert mit moderner Ausstellungsarchitektur und Medientechnik nach Entwürfen der Ausstellungsgestalter HG Merz und Jangeled Nerves aus Berlin und Stuttgart.

Zwei Brücken über die Eschergasse und ein Fenster zum großen Foyer bieten für die Besucher auch innerhalb des Ausstellungsrundganges spannende Raumeindrücke und Aussichten. Am Ende gibt das markante 80 Quadratmeter große Domfenster einen imposanten Blick auf die Altstadt und die Domtürme frei und ist zugleich mit den sich im Fenster spiegelnden Turmpaaren von Dom und Niedermünster Blickfang für Passanten aus der Altstadt.

Ausgestattet werden die Räume des Museums nach modernsten technischen Standards. So wurde das Museumsgebäude nach Passivhauskriterien errichtet – außergewöhnlich und richtungsweisend für ein solches Haus. Eine hochwärmege-dämmte luftdichte Gebäudehülle, hocheffiziente Technik für Wärme- und Kälteversorgung, Lüftung und Klimatisierung und ein hoher Anteil an regenerativer Energie ermöglichen den nachhaltigen Betrieb des Gebäudes. Die Museumsnutzung stellt dabei sehr hohe Anforderungen an das Raumklima mit konstanter Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 55 Prozent Luftfeuchtigkeit und Raumtemperaturen von zwi-schen 18 und 20 Grad Celsius im Winter und 23 bis 25 Grad Celsius (im Sommer). Die gesamte Energie für Heizung und Kühlung der beiden Neubauten wird von der Stadt Regensburg in einem innovativen Konzept gewonnen. So nutzen Wärme-pumpen das städtische Abwasser mit konstantem Temperaturniveau als Energiequelle - im Sommer für Kühlung, im Winter für Wärmeversorgung.

Bavariathek – Ort für interaktives Lernen
Während das Museum nun für Besucher geöffnet ist, laufen die Arbeiten zum Wie-deraufbau im Nachbargebäude Bavariathek weiter auf Hochtouren. Dort hatte ein Brandereignis im Juli 2017 im Gebäude kurz vor Fertigstellung des Innenausbaus schwere Schäden verursacht - von außen kaum sichtbar hinter der bereits fertiggestellten handwerklich strukturierten Putzfassade mit den hellen Metallfaschen.
Nach der Anfang 2020 geplanten Eröffnung heißt es dann in der Bavariathek: Virtuelle Werkbank statt Klassenzimmer. Rund um ein zweigeschossiges Atrium bie-ten flexible Projekt- und Studioräume mit modernster Medientechnik, Bibliothek und Bildarchiv interessierten Gruppen vielfältige Möglichkeiten für interaktives und digitales Lernen vor Ort. Auch die Museumsverwaltung mit Wissenschaftlern und Mu-seumspädagogen wird in der Bavariathek direkt oberhalb des neuen Stadtplatzes einziehen.

Eine logistische Herausforderung
Mehr als 120 Arbeiter waren täglich auf der Baustelle am Donaumarkt im Einsatz, um den Entwurf der Architekten Wörner Traxler Richter aus Frankfurt am Main zu realisieren.
Ein Team von knapp 30 Ingenieurbüros und Fachplanern unter Leitung des Staatlichen Bauamtes Regensburg arbeitete neben den Architekten an der Planung und Umsetzung. Über 50 verschiedene Baufirmen, davon viele aus Bayern und der Region, waren am Bau des Großprojektes beteiligt. Die beengte Baustellensituation inmitten der historischen Altstadt - zweitweise eine der größten Baustellen in Regensburg -  war dabei eine besondere logistische Herausforderung.