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Günter Pfeifer

Umbau Altes Rathaus Lörrach

Bauherr:
Stadt Lörrach, Stadtverwaltung

Architekt:
Günter Pfeifer 

Energiekonzept:

Delzer Kybernetik Lörrach


In der Geschichte der Badischen Revolution von 1848 nimmt das alte Rathaus eine besondere Stellung ein: Vom Balkon rief Gustav Struwe die Revolution aus. Deshalb wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die neue Nutzung, Seniorentreff und Volkshochschule, verlangte Barrierefreiheit und eine neue Erschließung. Zugute kam dem, dass die bislang völlig vernachlässigte Rückseite wegen der Neuordnung des Sanierungsgebietes zur ebenso wichtigen anderen Seite mutierte. Deshalb ergab sich eine janusköpfige Strategie, die vor allem mit Hilfe des Energiekonzeptes zum eigentlichen Gestaltungskonzept wurde. Die Rückseite, glücklicherweise die unverschattete Südseite, konnte mit einer neuen Fassade versehen werden. Mit der Transformation der im alemannischen Raum üblichen Lauben gelang eine zweite Fassade, die als Luftkollektor dient. Die verglasten hölzernen Lamellen der Brüstungsfelder werden durch  teilweise öffenbare Fenster ergänzt. Im Luftraum zwischen der neuen Fassade und den bestehenden Wänden wird die Luft gesammelt, konditioniert und über Nachheizgerät und Wärmerückgewinnung in ein System von Vorsatzschalen und Lüftungskanälen ins Rauminnere geleitet. Die Speichermassen des alten Gebäudes kamen der Idee in allen Belangen zugute. Damit konnte vollständig auf ergänzende Dämm-Maßnahmen verzichtet werden. Dies kam vor allem der Nordseite zugute. Die historischen Fenster konnten in ihrer ursprünglichen Form belassen werden. Systembedingt erhielten sie auf der Rauminnenseite eine zusätzliche Verglasung. Das Gebäude bekam eine neue Erschließung mit Treppe und Aufzug, sowie eine neue Dachkonstruktion mit einem stählernen Raumfachwerk. Ironischerweise bedingt die neue energetische Fassade der Südseite die Lebensfähigkeit der Denkmalfassade der Nordseite. So sind die beiden Janusgesichter des Hauses in sich interdependent und sinnfällig geworden, ebensowie damit bewiesen wurde, dass Denkmalschutz und Energieeffizienz kein Widerspruch sein müssen.


Fotos: Francesca Giovanelli, CH-Birr