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hammeskrause architekten

PTZ

Ort
Marburg
Gebäudekategorie
Gesundheitswesen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2009
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
Auszeichnung herausragende Gesundheitsbauten 2013
AKG- im BDA e.V.
Im Frühjahr 2004 bekamen wir einen außergewöhnlichen Auftrag eines privaten Klinikbetreibers, eine weltweit bisher nur 5 oder 6 mal gebaute Partikeltherapieanlage zu planen.

Hier werden die Tumoren von an Krebs erkrankten Patienten ambulant mit Protonen (H) und Schwerionen (CO) bestrahlt. Die Besonderheit ist die physikalische und medizintechnisch therapeutische Koordination und Kontrolle eines Linearbeschleunigers, eines Synchrotrons und einer Strahlführung bis hin zu den Bestrahlungsräumen, in denen über Roboter die Positionierung der Patienten zum Strahl erfolgt. In seiner Technologie handelt es sich um eine weltweit führende Anlage.

Mitten in einem Laubwald in den Lahnbergen auf dem Campus der Universität Marburg lag der Bauplatz. Eine neue Infrastruktur hatte die Verbindung zur nahen Universitätsklinik herzustellen.

Der Aufgabe nähern wir uns, in dem wir erst ein Mal versuchen, die Perspektive des Patienten einzunehmen. Es wäre wünschenswert, in dessen Erleben die technischen Elemente soweit als nur möglich aus dem Blickfeld zu bringen. Der Wald mit seiner frischen Luft, dem Wind in den Blättern, und den durch die Jahreszeiten wechselnden Farben, schafft eine entspannende Atmosphäre.

Mit einer fast übergroßen Geste der Offenheit wird der Patient in Empfang genommen. Die Seite des Gebäudes, an der der Haupteingang liegt, ist eine einzige Öffnung, großzügig, weit und verglast. Zum einen wirkt sie so direkt und ist unmittelbar präsent, dass sie in der Lage ist, die sich dahinter türmenden, zwingend der Technik folgenden Geometrien des Baukörpers zu überblenden. Zum anderen erzeugt sie innerhalb der beeindruckenden Landschaft eine unverwechselbare Landmarke. Nicht zu letzt hofft man, durch die größtmögliche Offenheit hier, die spätere Bedrängnis des Patienten, die ihm während der Bestrahlung widerfährt, als da wären der massive und hermetische Strahlenbunker, oder intensiver noch, die Fixierung des Kopfes durch eine Maske, zu lindern.

Je mehr die räumliche Enge aus therapeutischen Gründen zunehmen muss, umso stärker wird mit architektonischen Mitteln, wie Tageslicht aus Oberlichtern, mit Farbe, mit offener Möblierung, bis hin zu Kunstlicht, der enger werdende Raum aufgelöst, seine Grenzen genommen.

Sowohl die Grundrissstruktur und der Baukörpers entsprechen dabei eben gleichermaßen zwingend den technischen Notwendigkeiten der Strahlerzeugung und -führung. Das neben administrativen und diagnostischen Büros im Kern mit vier Bestrahlungsräumen und 10 Immobilisierungsräumen ausgestattete Zentrum, bietet die Möglichkeit einer Bestrahlung von bis zu 2000 Patienten jährlich. Ein keiner Forschungsbereich ergänzt das Nutzungsangebot. Dem zu Grunde liegt ein baulich hoch effizient geordneter, auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten organisierter "Workflow".

Ein integrales Ressourcen sparendes Energiekonzept nutzt die erhebliche Prozesswärme und -kälte, sowie die der Abluft hochwirksam entzogene Wärme für Heizung und Warmwasser der Klinik und zur Kühlung der Untersuchungsräume und der Büros in Verbindung mit einer Nachtauskühlung über Mücken sichere, opake Öffnungsflügel.