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KPW Papay Warncke Vagt Architekten

Neuer Wall 52, Hamburg

© Oliver Heissner
© Oliver Heissner
Ort
Hamburg
Gebäudekategorie
Büros, Banken
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2005
Material Fassade
Glas
Architektenpreis
AIV Preis „Bauwerk des Jahres“ 2005
Büro- und Geschäftshaus
Neuer Wall 52 / Bleichenbrücke 1-7

Die Adresse Neuer Wall 52 in Hamburg stand für ein Haus aus den frühen 20er Jahren, dessen etwas überladener Historismus nostalgische Bedürfnisse befriedigte, strengen denkmalpflegerischen Gesichtpunkten aber nicht standhielt. Als es sich erwies, dass die Bauschäden bis tief in eine irreparable Gründungsproblematik reichten, war die Zeit reif, über etwas Neues nachzudenken.

Vieles und Widersprüchliches aus verschiedenen, auch und vor allem politischen Richtungen kam auf den Planungstisch, bis hin zu dem Wunsch, romantische "Leckerbissen" des alten Hauses als Versatzstücke in einen Neubau zu integrieren.

Aber am Ende haben wir uns entschieden, die alte (falsche) Pracht durch neue Würde zu ersetzen. Wir schlugen ein "helles Haus auf dunklem Sockel" vor: Weißes Glas, Bronze und geschliffener, dunkler Naturstein als vornehmer "Anzug" für ein nobles Haus, das in dieser Lage natürlich gehobenen Ansprüchen gerecht werden muss.

Eine kraftvolle Statur mit 2geschossigen Ladenfronten, die eine klare, großzügige und gegenwärtige Sprache sprechen, aber nicht so abstrakt sind, als dass sie sich nicht zuwenden würden den Bedürfnissen der vorübereilenden, flanierenden oder verweilenden Passanten, zum Beispiel mit einer raumgebenden, bewegungsfreundlichen Eckausbildung und - fast möchte man sagen - altmodischen Markisen, die bei Bedarf mit heiterer Geste und elektronischer Steuerung gehorchend Schutz bieten und sich diskret hinter flächenbündigen Bronzeklappen im Materialkanon mit den zierlichen Fensterprofilen wieder zurückziehen, wenn sie nicht gebraucht werden.

Anknüpfend an die Tradition prächtiger Entrees haben wir dem Haus ein verschwenderisch geräumiges, teakgetäfeltes, 2geschossiges Foyer gegeben, mit schwarzem Steinboden, als Zugang zu den darüber liegenden Büros.

Die Fassade mit den weißen, geschuppten Glaslamellen steigt über dem Sockelgeschoß um 4 Etagen empor, um dann als wiederum 2geschossige Kubatur zurückzuspringen, wo sie einer auf zwei Seiten umlaufenden Terrasse Platz bietet. Nur zum Fleet hin ragt der ganze Baukörper in voller Höhe auf. Hier zeigt sich auch, wie plausibel die Metapher vom "Anzug" ist am deutlichsten: Die Eckausbildung der oberen Geschosse mit dem Glasschwert als "messerscharfe Bügelfalte", die Verzahnung des Steinsockels - wie eine Steppnaht als betont handwerkliches Element - und der dezente Schimmer auf der gläsernen Oberfläche, die seriöse Gestalt umhüllend, wie auf einem edlen Stoff, dem Stoff, aus dem die Maßanzüge sind!