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MARCO GOETZ

Wohnen und Werken in Starnberg

Backstein in Bayern
Michael Heinrich
Michael Heinrich
Ort
Starnberg
Gebäudekategorie
Wohn-, Geschäftshäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2017
Material Fassade
Mauerwerk
Das direkte Umfeld unseres Projekts ist typisch: eine bunte Mischung aus Bauten, die auch irgendwo sonst stehen könnten. Nur das strikte Straßenraster hält das heterogene Bauen zusammen und gibt städtische Ordnung. Früher wohnte man zur Straße und betrieb im Hof sein Gewerbe. Hier liegt der Ausgangspunkt für diese behutsam gesetzte Nachverdichtung. Es sollte ein Bau entstehen, den man als typisches „Hinterhaus“ erkennt.

Es sind nur wenige Bauelemente: Ringbrand-Klinker, schwarzer Stahl, gleichmäßig verteilte Holzfenster, feine Profilierungen, ein bildhafter Kamin am Dach. Das helle Treppenhaus gibt durch seine vornehmen Türen mit eingearbeiteten Spiegeln jeder Einheit ihre Adresse. Fassadenstruktur und Konstruktion sind so angelegt, daß in jeder Ebene gearbeitet oder gewohnt werden kann. Heute befinden sich im EG eine Büroeinheit, darüber vier Wohnungen.

Durch die Ziegelverkleidung entsteht ein paradoxes Verhältnis zwischen dem Bau und seinen Ort. Einerseits die Empfindung einer gewissen Fremdheit aufgrund der Einzigartigkeit von Architektur und Material im direkten Umfeld, andererseits die Vertrautheit mit dem Ur-Material Ziegel, die gespeist wird durch die Erinnerung der Allgegenwart des Ziegels, auch in der Architektur Starnbergs. Kaum jemand erinnert sich noch daran, daß die ersten Betriebsbauten der 1851 eröffneten Bahnstrecke nach Starnberg von rotem Sichtziegel geprägt waren. Für den Architekten wiederum ist das Material auch eine sehr persönliche Referenz: an die belgische Herkunft der Bauherrin.

Woraus sollten wir unsere Häuser bauen, wenn nicht aus unseren Erinnerungen?