Backstage
Wie sieht ein typischer Tag in eurem Büro aus?
8 Uhr: Wir kommen peu á peu an. Mütter, Väter, Newcomer, alte Hasen … auf Fahrrad, E-Scooter, mit der Bahn … 9 Uhr: Das Büro erwacht. Mit Tee, Kaffee und einem ersten „Hallo“. Was wären wir ohne PC? E-Mail-Check, weiter BIM, Planung, Kalkulation, Wissenstransfer, Meetings, digital, analog. 12, 13 oder 14 Uhr: Pause – auf der Terrasse im Frankfurter Ostend oder in der Villa in Blasewitz in Dresden, in München, Basel. „Hast du gestern den Tatort gesehen? Nein, ich war in der Oper… bis gleich“ Durchstarten in den Nachmittag: Meeting, Planung, Wettbewerb, Baustelle … „Acht Stunden sind ein Tag.“
Wir sind mehr oder weniger 160 Mitarbeiter in vier Städten mit acht Partnern, beweglich und mit flacher Hierarchie. Ein typischer Tag hat also viele Gesichter – und dennoch: Für uns ist die Bürokultur sehr wichtig, so wichtig, dass wir sie im besten Fall an jedem Standort leben. Unsere Projekte fordern uns, sie geben den Takt vor. Aber im Mittelpunkt stehen wir, die Macher, jede und jeder Einzelne. Wir sind das Büro.
Wie ist die typische Zusammensetzung eines Projektteams?
Kommunikation ist alles. Gerade bei unseren komplexen Projekten muss man sich aufeinander verlassen können. Manchmal sind wir im Team bis zu zwanzig Leute mit verschiedenen Aufgaben. Wir sind gut organisiert und nutzen die Spezialist:innen aus den Kompetenzzentren Fassade, Kosten, IT. Um eine durchlässige Projektkultur zu pflegen – denn die baulichen Zwänge kommen von ganz alleine – sind unsere Teams mit einer guten Mischung von Jung und Alt besetzt. Routinierte und breit aufgestellte, erfahrene Architekt:innen arbeiten mit kreativen, engagierten Absolvent:innen zusammen. Das führt zu innovativen Lösungen, wir sind offen und bereichern uns gegenseitig. Nur als Team mit Persönlichkeiten gelingt es uns, eine eigene Architektursprache zu entwickeln, so dass jedes Gebäude seine Individualität entfaltet und eine eigene Ästhetik entsteht. Im Grunde sind wir im Team Psychologen, Künstlerinnen, Handwerkerinnen und Politiker. Wir nehmen verschiedene Plätze ein und kommen gemeinsam ans Ziel.
Wo seht ihr euren Büroschwerpunkt jetzt und in Zukunft?
Wir sind seit 1971 profiliert im Gesundheits- und Forschungsbau. Mit diesem Wissen im Bau von komplexen Großprojekten haben wir unsere Schwerpunkte kontinuierlich um den Schul- und Wohnungsbau und den Museumsbau erweitert. Meilensteine sind der „Offenburger Salmen“ und das „Haus der Bayerischen Geschichte“ in Regensburg. Gerade haben wir den Wettbewerb für den Neubau des Deutschen Herzzentrums der Charité in Berlin gewonnen. In Frankfurt-Höchst ist unsere erste Klinik mit Passivhaus-Standard fertiggestellt.
Im Grunde hat sich seit Le Corbusier nicht viel verändert. Unser Ziel ist es stets, eine Form zu entwickeln, die am Ende auch eine Gestaltungssensibilität besitzt. Soziologische und psychologische Aspekte spielen dabei eine große Rolle. Nehmen wir den Gesundheitsbau: Die wachsende Alterung der Gesellschaft nimmt architektonisch Einfluss auf die Aufenthaltsqualität. Heute ist ein Krankenhaus ein Ort zum Gesunden und zum Arbeiten, Patienten wie Mitarbeitende sollen sich diesem Haus gerne zuwenden und sich darin wohlfühlen.
Wir reagieren auf Veränderungen und passen unsere Konzepte an. Energieeffizientes Bauen, Nachhaltigkeit und Mobilität, die demographische Entwicklung der Gesellschaft, Stadt-Land-Bewegungen – aktuell diskutierte Parameter, die uns beschäftigen und in Zukunft weiter fordern werden.
Wie begegnet ihr zukünftigen Anforderungen an die Arbeitswelt im Architekturbüro?
Beispiel Digitalisierung: Es gelang uns kürzlich, von verschiedenen europäischen Standorten aus digital einen Wettbewerb zu organisieren. Unkompliziert wird auch die Teilnahme vieler an gemeinsamen Schulungen möglich. Die Digitalisierung eröffnet neue Freiräume für flexibles Arbeiten.
Andere Interaktionen, zwischenmenschliche Beziehungen, die uns in unserer Bürokultur besonders am Herzen liegen, jedoch sind nicht ersetzbar. Es gibt keine Alternative zum persönlichen Gespräch. Kreativität braucht Rückzugsorte, aber sie benötigt auch Nähe und Menschlichkeit. Dazu gehört eine gute Arbeitsplatzgestaltung, Räume, in denen sich Ideen entwickeln können, Kreativität und Ruhe Platz finden. Atmosphäre und Nachhaltigkeit – das sind Themen, die uns nicht nur beim Bau beschäftigen. Aktuell sind wir auf dem Weg zum klimaneutralen Büro, beziehen Ökostrom, wir fahren mit Bahn und Elektromobil. Mitarbeiter erhalten Job-Tickets.
Warum fühlen sich eure Mitarbeiter:innen bei euch wohl?
Arbeitszeit ist Lebenszeit. Für uns ist es wichtig, wo wir arbeiten und wie wir arbeiten. Wie wir miteinander umgehen, dass wir uns respektieren, achten und gut zusammenarbeiten. Wir suchen die Herausforderung und gehen sie mit Ernsthaftigkeit und Esprit an.
Emotion. Manche Phase und manches Projekt kann uns in Euphorie versetzen: Wenn sich das Team in einem komplexen Projekt ergänzt und sukzessive ans Ziel kommt. Wenn wir uns beflügeln und jedes Hindernis überwunden wird und am Ende auch der Bauherr begeistert sein Gebäude in Besitz nimmt. Das Team.
Persönlichkeit. Unsere Projekte fordern uns als Ganzes. In unserer Persönlichkeit, unserem Ideenreichtum, unserem Blick auf die Welt, unserem Know-how, unserer Vorstellung von Ästhetik. Individualität und Verwirklichung gehen Hand in Hand. Erfolg und Selbstbestimmung.
Das ist unsere Basis: Wir informieren uns gegenseitig und treffen uns persönlich standortübergreifend … Wir bilden uns in der internen Veranstaltung IMPULS weiter und tauschen unsere Ideen und Projekte spontan in unserem speziellen Format SPEAKER’S CORNER aus ... Monatlich berichten wir in unserer Zeitung NOTIZEN von Projekt-Neuigkeiten, erzählen Teamgeschichten und planen sportliche Aktivitäten … Wir haben flexible Arbeitszeiten … Konzeption, Entwurf, Ausführungsplanung, Projekt- oder Baumanagement, es besteht die Möglichkeit sich in allem kompetent zu profilieren ... Wir sind generalistisch und jeder kann daran teilhaben … Wir organisieren die Projekte so, dass immer jeder informiert ist und sich jederzeit Know-how hinzuholen kann … Wir geben Verantwortung … Wir geben Bestätigung und vertrauen uns … Wir mögen uns … Wir alle sind das Büro.