driendl*architects
GALZIGBAHN
Foto: Studio Krauss
Wenn die Räume Gondeln tragen“
(c) Nicole Sabella
Glas, Stahl, Beton.
Nüchternes, doch in seinem Zusammenspiel immer wieder erstaunlich sinnliches Rohmaterial,
das einer Architektur entspricht, die sich gezielt dem zeitgeistigen Diktat sinnentleerter ästhetischer Überformung verweigern möchte. So ist auch die Form des neuen Talstationsgebäudes der Galzigbahn zu verstehen, die bar jeder architektonischen Kraftmeierei unmittelbar aus dessen Transportfunktion erwächst.
Der Wunsch nach Lesbarkeit der Architektur bestimmt auch die Materialwahl. Glas enthüllt technisches Innenleben und lässt den Fahrgast schon von außen das Schauspiel erahnen, welches das Erleben der Bergfahrt für ihn bereitzuhalten vermag.
Beton erdet den Bau, verankert ihn im Hang, schafft mit seiner Masse ein Gegengewicht und wird zum Träger eines stählernen „Raumfachwerks“ aus Rundrohrstäben, das – so filigran als möglich gehalten – die Last des Daches ableitet. Dessen sichtbare Konstruktion unterwirft sich mit ihren Abspannungen und der gewählten Profilstärke dem Diktat der mikroklimatischen Wetterverhältnisse, allzeit in Habtachtstellung, um Wind, Regen, Schneemassen zu trotzen.
[...]
Dennoch ist sie geradezu schön geworden, die neue gläserne Haube über den massiven Betonflügelwänden, wie sie sich mit elegantem Schwung ins Tal hinabwälzt, und ist doch weder waghalsiger architektonischer Drahtseilakt noch bloße Gerätebehausung. Vielmehr entwickelt sich die Architektur wie von selbst aus der Funktion zu einer ebenbürtigen Partnerin der Technik – ja mehr noch: sie ist ihr eigentlicher Katalysator. Nun also umspielt die bewegte Architektur die Bahntechnik und zeichnet dabei gekonnt minimalistisch den eindrucksvollen, gängige Standards hinter sich lassenden neuen Bewegungsablauf der Galzigbahn nach: Die Gondel wird vom Hang kommend in das Gebäude geführt und über ein eigens entwickeltes „Riesenrad“ nach unten geleitet, der dort wartende Fahrgast steigt erstmals ebenerdig zu. Neben dem Bequemlichkeitseffekt wird dadurch auch das hohe Unfallrisiko dieser Anlagen, speziell bei den sonst erforderlichen Rolltreppen als einzige Zustiegsmöglichkeit, ausgeschalten. Talseitig schwingt die Glashülle über den Kassen in einem weit auskragenden Vordach aus und gewährt dem Passagier als Einstimmung auf das ihn erwartende Fahrerlebnis einen Blick auf das gewaltige „Riesenrad“ und das ständige Auf und Ab der Gondeln. Sodann vollzieht die Kabine eine Hubdrehbewegung in die Gegenrichtung: Die Passagiere werden mitsamt der Gondel emporgehoben und schweben über die dörfliche Dachlandschaft hinweg durch den verglasten Raum dem Galzig entgegen.
Kein konstruktives Gestänge trübt den Panoramablick auf dem Weg nach oben, denn die Tiefziehstütze wurde dem Baukörper unauffällig einverleibt. So kann der Passagier mit der Gondel den Raum erobern − von innen nach außen, bis die räumlichen Grenzen beinahe aufgehoben sind. [...]
Awards
2009 IOC / IAKS Award in Silber
2009 ISR Architektur Award 2009 für herausragende Architektur am Berg, 1. Preis
2008 Staatspreis für Architektur 2008 Tourismus und Freizeit, Nominierung
2007 International Architecture Award, Chicago Athenaeum
(c) Nicole Sabella
Glas, Stahl, Beton.
Nüchternes, doch in seinem Zusammenspiel immer wieder erstaunlich sinnliches Rohmaterial,
das einer Architektur entspricht, die sich gezielt dem zeitgeistigen Diktat sinnentleerter ästhetischer Überformung verweigern möchte. So ist auch die Form des neuen Talstationsgebäudes der Galzigbahn zu verstehen, die bar jeder architektonischen Kraftmeierei unmittelbar aus dessen Transportfunktion erwächst.
Der Wunsch nach Lesbarkeit der Architektur bestimmt auch die Materialwahl. Glas enthüllt technisches Innenleben und lässt den Fahrgast schon von außen das Schauspiel erahnen, welches das Erleben der Bergfahrt für ihn bereitzuhalten vermag.
Beton erdet den Bau, verankert ihn im Hang, schafft mit seiner Masse ein Gegengewicht und wird zum Träger eines stählernen „Raumfachwerks“ aus Rundrohrstäben, das – so filigran als möglich gehalten – die Last des Daches ableitet. Dessen sichtbare Konstruktion unterwirft sich mit ihren Abspannungen und der gewählten Profilstärke dem Diktat der mikroklimatischen Wetterverhältnisse, allzeit in Habtachtstellung, um Wind, Regen, Schneemassen zu trotzen.
[...]
Dennoch ist sie geradezu schön geworden, die neue gläserne Haube über den massiven Betonflügelwänden, wie sie sich mit elegantem Schwung ins Tal hinabwälzt, und ist doch weder waghalsiger architektonischer Drahtseilakt noch bloße Gerätebehausung. Vielmehr entwickelt sich die Architektur wie von selbst aus der Funktion zu einer ebenbürtigen Partnerin der Technik – ja mehr noch: sie ist ihr eigentlicher Katalysator. Nun also umspielt die bewegte Architektur die Bahntechnik und zeichnet dabei gekonnt minimalistisch den eindrucksvollen, gängige Standards hinter sich lassenden neuen Bewegungsablauf der Galzigbahn nach: Die Gondel wird vom Hang kommend in das Gebäude geführt und über ein eigens entwickeltes „Riesenrad“ nach unten geleitet, der dort wartende Fahrgast steigt erstmals ebenerdig zu. Neben dem Bequemlichkeitseffekt wird dadurch auch das hohe Unfallrisiko dieser Anlagen, speziell bei den sonst erforderlichen Rolltreppen als einzige Zustiegsmöglichkeit, ausgeschalten. Talseitig schwingt die Glashülle über den Kassen in einem weit auskragenden Vordach aus und gewährt dem Passagier als Einstimmung auf das ihn erwartende Fahrerlebnis einen Blick auf das gewaltige „Riesenrad“ und das ständige Auf und Ab der Gondeln. Sodann vollzieht die Kabine eine Hubdrehbewegung in die Gegenrichtung: Die Passagiere werden mitsamt der Gondel emporgehoben und schweben über die dörfliche Dachlandschaft hinweg durch den verglasten Raum dem Galzig entgegen.
Kein konstruktives Gestänge trübt den Panoramablick auf dem Weg nach oben, denn die Tiefziehstütze wurde dem Baukörper unauffällig einverleibt. So kann der Passagier mit der Gondel den Raum erobern − von innen nach außen, bis die räumlichen Grenzen beinahe aufgehoben sind. [...]
Awards
2009 IOC / IAKS Award in Silber
2009 ISR Architektur Award 2009 für herausragende Architektur am Berg, 1. Preis
2008 Staatspreis für Architektur 2008 Tourismus und Freizeit, Nominierung
2007 International Architecture Award, Chicago Athenaeum