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Hochschule Anhalt am Bauhaus Dessau

Ort
Dessau
Gebäudekategorie
Hochschulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2002
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
Anerkennung Solutia Design Award 2003 2. Preis Contract World Award; 2002 Anerkennung World Architecture Award 2002; 2. Preis Core Design Award 2001
Der Hochschulstandort Dessau hat seit seiner Gründung 1992 kontinuierlich an Attraktivität gewonnen, die Zahl der Studierenden ist rasch gestiegen und hat den Ausbau der Infrastruktur bedingt. Ausgangspunkt der baulichen Erweiterung war ein Wettbewerb, der im Jahr 1995 eine städtebauliche Struktur für die Realisierungsbauten ergab. Die Konzeption für die architektonische Umsetzung lässt sich mit dem Begriff „Campusstadt“ bezeichnen. Im Gegensatz zu der Windmühlenstruktur des Bauhauses werden jetzt einzelne Gebäude in Bezug zueinander gesetzt, so dass urbane Außenräume entstehen.
Kern der Erweiterung bilden die um den Seminarplatz gruppierten Neubauten: die Mensa, das Hörsaalzentrum sowie das Gebäude der Vermesser an der Bauhausstraße.
Das Baugrundstück befindet sich an einem zentralen innenstadtnahen Ort, in unmittelbarer Nähe zum Bauhausgebäude und zum Hauptbahnhof. Die Bauhausstraße wird als Rückgrat der Hochschulbauten verstanden, an der sich die wesentlichen Funktionen zwischen Seminarplatz und Bauhaus angliedern.

Konstruktion
Die Fassaden sind aus vorgehängten Betonplatten aus grünem Waschbeton im Wechsel mit flächenbündigen Gläsern. Diese beiden Elemente sind ohne Metallabschlussprofile ausgeführt und erzeugen die kubische Wirkung der Baukörper in der „Vielfalt der Einheit“. Im Inneren dominiert Sichtbeton und versiegelter Estrich im Zusammenspiel mit einzelnen farbigen Wandflächen. Grauer Filz und hölzerne Wandfelder sorgen für gute Akustik.

Besonderheiten des Entwurfs
Die Architektur der Häuser ist geprägt von einer formal reduzierten Gestaltung. Die Sprache ist der Moderne verpflichtet, ohne deren architektonische oder stilistische Attribute zu zitieren. Diese verleiht dem Campus eine eigenständige architektonische Gestalt.
Die Fassaden der zweigeschossigen Gebäude sind horizontal dreigeteilt. Dadurch sitzen die Glasfelder so, dass in den Innenräumen interessante und differenzierte Belichtungssituationen entstehen.

Fenster
Das normale Standardfenster besteht aus einer Doppelschichtigkeit: aus der inneren thermisch getrennten Aluminiumkonstruktion mit Öffnungsflügeln und einer punktgehaltenen Sekurit-Glasscheibe in der äußeren Fassadenebene.
Die äußere Glasscheibe ist auf „Lücke“ gesetzt, damit im Zwischenraum keine Aufheizung entsteht. Damit kommen zwei wesentliche Vorteile zum Tragen. Erstens werden die horizontalen Metalllamellen vor Wind geschützt und zweitens kann auch bei schlechtem Wetter (Regen, Wind etc.) der Innenraum natürlich belüftet werden.
An den Stirnflächen der Gebäuderiegel sind einzelne Betonfertigteilplatten durch Glasfelder, auch über die Ecke, ausgetauscht. Das Standardfenster ist im Attikabereich mit einer reflektierenden structural glazing-Fassade verbunden. Die Glasscheibe ist ohne Metallabschlussprofil ausgeführt. Feststehende Glasscheiben sind ebenfalls als structural glazing-Fassade bündig mit der Außenhaut eingesetzt.

Mensagebäude
Der Speisesaal erstreckt sich über zwei Geschosse. Die Glashaut ist eine Kombination verschiedener Systeme und Öffnungselemente. Rückwärtig ist die Glaswand durch Stahlstützen ausgesteift. In einem horizontalen Stahlprofil ist eine Ausfahrmarkise integriert. Der darüber liegende Fassadenbereich ist in einer offenen Doppelfassade und Alulamellen als Sonnenschutz ausgeführt. Die Lüftungslamellen dienen der automatisch gesteuerten Be- und Entlüftung des Speisesaals.
Wichtigstes gestalterisches Ziel ist die bündige Außenhaut und ein Farbspiel in grünlichen Tönen. Dies wird bedingt durch drei verschiedene Gläser, die mit ihren speziellen Reflexionen im Kontrast zu der Betonfertigteilfassade mit Granitvorsatz stehen.

Der grünlichen Außenhaut antwortet im Inneren der Mensa der graue Sichtbeton, der mit einzelnen Farbelementen, wie der roten Schiebewand vor der free flow-Theke, akzentuiert ist.
Der Boden ist aus versiegeltem Estrich, die Akustikelemente sind mit grauem Filz bezogen.
Auch die Möbel, d. h. der lange Esstisch und die Sitzbänke, die im übrigen zerlegbar sind, sind speziell für die Mensa entworfen.
Die innere Verglasung ist so transparent wie möglich als Verbundglaskonstruktion ausgeführt, bei der jeder zweite Pfosten durch eine Abhängung ersetzt ist.

Hörsaalzentrum
Das Foyer der Hörsäle ist zum Platz verglast und bildet sozusagen das „Schaufenster“ der Hochschule. Die Glasfassade ist durch einen umlaufenden Stahlrahmen, der hinter der Scheibe im Innenraum liegt, zweigeteilt. Hier sind alle Türen und Öffnungselemente integriert. Die leichte vertikale obere Fassade ist auf den Träger aufgestellt. Die Scheibengröße ist für eine Isolierglasscheibe in der Höhe maximiert. Der offene Raum wird wie durch ein Gitterwerk räumlich gefasst.