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Synagoge, Ulm

Ort
Ulm
Gebäudekategorie
Kirchen, Klöster, Moscheen, Synagogen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2012
Material Fassade
Mauerwerk
Architektenpreis
Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs
Seit dem 02. Dezember 2012 ist das jüdische Leben in Ulm an seinen angestam- mten Platz zurückgekehrt. In einem einzigen Baukörper zusammengefasst, steht die Synagoge samt jüdischem Gemeindezentrum mitten auf dem Ulmer Weinhof. In der Pogromnacht 1938 wurde die ehemalige Synagoge, die in eine Straßenrandbebauung des Platzes eingefasst war, zerstört. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Lücke mit einem Gebäude profaner Nutzung bebaut.
Das Bauwerk der jetzigen Synagoge hat ein neues Grundstück mitten auf dem Platz, dem Ulmer Weinhof, eröffnet. Als wäre die Synagoge von ihrer ehemaligen Position aus einen Schritt nach vorne getreten, hat sie sich ihren Standort zurückerobert. Ohne baulichen Saum steht sie als Solitär unvermittelt auf dem Weinhof.
Alle Nutzungen des Gemeindezentrums und der Synagoge sind in dem glatten Baukörper, der gänzlich ohne Vor- und Rücksprünge der Kalksteinfassade auskommt, zusammengefügt: Ein Foyer im Erdgeschoss, eine unterirdische Mikwe, ein Versammlungssaal im 1. Obergeschoss. Die Schul- und Verwaltungsräume befinden sich im 2. Obergeschoss. Im 3. Obergeschoss liegt, geborgen in einem nicht einsehbaren Innenhof, die Kindertagesstätte mit Außenspielfläche. Die Spielfläche ist gleichzeitig das Dach des Sakralraumes.
Im Inneren sind alle Räume orthogonal organisiert, mit einer einzigen Ausnahme, dem Gebetssaal als der eigentlichen Synagoge. In einer Drehung um die einzige freistehende Innenstütze des Gebäudes erstreckt sich die Längsachse des Sakralraumes in die Raumdiagonale. Diese Raumdiagonale hat in ihrer Ausrichtung eine übergeordnete religiöse Bedeutung, sie zielt geographisch exakt nach Jerusalem, dem geistigen und religiösen Zentrum des Judentums.
Durch die diagonale Raumausrichtung ergibt sich im Sakralraum ein Eckfenster, das mit dem Motiv des Davidsternes als Raumfachwerk spielt. Anhand von über 600 einzelnen Fenstern ergibt sich in der Synagoge ein vielfach illuminierter Raum mit Schwerpunkt in dessen geistigem Zentrum, dem Thoraschrank.  In der Dämmerung wird das Motiv durch die Innenbeleuchtung auch nach außen wirksam und macht damit auf einfache Weise den Inhalt des Bauwerkes deutlich.
Abgesehen von dem großformatigen Eckfenster hält sich das Gebäude ansonsten dezent zurück. In den funktional notwendigen Bereichen durchbrechen Fensteröffnungen die  sonst weithin geschlossene Natursteinfassade. Erst im Bereich des Sakralraumes ist der Kalkstein so aufgelöst, dass durch eine Perforation der Fassade das Licht in die Synagoge eindringt und diese zugleich nach außen hin abbildet.